Neues Stadtquartier am Segelfliegerdamm
In den nächsten 10 Jahren wird auf der Fläche des ehemaligen „VEB Kühlautomat“ zwischen Segelfliegerdamm, Groß-Berliner Damm und dem Landschaftspark Johannisthal ein neues Stadtquartier mit ca. 1.800 Wohnungen, sozialer Infrastruktur sowie gewerblichen Nutzungen entstehen. Damit wird ein weiterer Beitrag zum Bau dringend benötigter Wohnungen geleistet. Zugleich wird der Gewerbeflächennachfrage am Wissenschaftsstandort Adlershof Rechnung getragen.
Gemeinsam mit den Eigentümern ist die Entwicklung eines Quartiers mit einer hohen städtebaulichen, architektonischen und Freiraumqualität beabsichtigt, das sowohl die Ansprüche der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner an zeitgemäßes Wohnen und Arbeiten bedienen als auch neue Qualitäten für die Nachbarschaft bringen soll.
Aktuelles
+++ 15. Mai 2023 Sitzung des Baukollegiums zum Kooperativen Qualifizierungsverfahren +++
+++ 25. März 2023 Bebauungsplan 9-15a ist rechtsverbindlich +++
+++ 11. Januar 2023 Start der Beräumungsarbeiten +++
Infos zum Areal
Lage im Entwicklungsbereich Johannisthal/Adlershof:
Gesamtgröße: ca. 21 ha
davon Wohnen: | ca. 10 ha |
davon Gewerbe: | ca. 8 ha |
davon Gemeinbedarf / öffentliches Grün / Verkehrsflächen: | ca. 3 ha |
Informationen zum neuen Quartier
Überblick
Mit dem geplanten Straßen- und Wegenetz entstehen neue öffentliche Verbindungen durch das bislang unzugängliche Areal. Dadurch verkürzen sich die Entfernungen zum Landschaftspark, zur Straßenbahnhaltestelle am Groß-Berliner Damm und zum neuen Südwestausgang des S-Bahnhofs Johannisthal. Eine öffentliche Grünfläche am Segelfliegerdamm dient als grünes Entrée in das Quartier.
Zentral im neuen Wohngebiet ist die Errichtung eines öffentlichen Spielplatzes geplant. Ein weiterer Spielplatz soll im angrenzenden Landschaftspark entstehen. Am Segelfliegerdamm sollen sich – zum Teil in denkmalgeschützten Gebäuden – Gemeinbedarfseinrichtungen sowie Läden, gastronomische Einrichtungen, Arztpraxen und sonstige Dienstleistungsnutzungen konzentrieren und damit auch zur Verbesserung des Angebots in der vorhandenen Nachbarschaft beitragen. Eine neue Grundschule ist in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen Quartiers an der Gerhard-Sedlmayr-Straße geplant.
Mit der Zustimmung des Abgeordnetenhauses zum Bebauungsplan 9-15a im Dezember 2022 wurde die rechtliche Grundlage für die geplante Bebauung geschaffen. Rechtsverbindlich wurde der B-Plan mit der Veröffentlichung im Berliner Gesetz- und Verordnungsblatt am 25.03.2023.
Anfang 2023 begannen erste bauvorbereitende Abbruchmaßnahmen sowie die Fällung von Bäumen, deren Erhalt aufgrund der umfangreichen Altlastensanierungen, der erforderlichen Anhebung des Bodenniveaus zur Gewährleistung der vorgeschriebenen Regenwasserversickerung und der Nähe von zu beräumenden Gebäuden nicht möglich ist. Ab 2025 soll mit dem Bau der Straßen begonnen werden. Ebenfalls ab 2025 soll der Wohnungsbau realisiert werden. Die Fertigstellung des gesamten Quartiers ist für 2032 geplant.
Da sich auf dem Gelände eine vielfältige Bewohnerschaft aus Brutvögeln, Insekten und auch Zauneidechsen angesiedelt hat, sind im Vorgriff auf die geplante Neubebauung Kompensationsmaßnahmen für die geschützten Arten und Biotope erforderlich. Die meisten Arten können in Ersatzquartiere im nahen Landschaftspark umziehen. Für die Vogelart Fitis wird in der Wuhlheide ein neues Habitat geschaffen. Für die wertvollen Sandtrockenrasenbiotope, Heim für viele Insekten, werden neben einer Ersatzfläche im Plangebiet weitere Ersatzflächen am Britzer Verbindungskanal angelegt.
Geschichte
Die meisten Johannisthalerinnen und Johannisthaler dürften die Fläche am Segelfliegerdamm mit dem VEB Kühlautomat verbinden. Dort wurden zwischen 1950 und 1996 neben Kühlschränken auch Kühlanlagen für Schiffe sowie Dieselmotoren für den Bahn- und Schiffsbau produziert. Doch bereits 1909 eröffnete hier der Unternehmer und Visionär Arthur Müller (1871-1935) auf ehemaligen Forstflächen den ersten Berliner zivilen Motorflugplatz. Später ließ er hier durch die 1912 gegründete Luftverkehrsgesellschaft auch Flugzeuge herstellen. Insgesamt verließen 5.640 Flugzeuge die Hallen unweit des heutigen Segelfliegerdamms.
Mit dem Verbot der Flugzeugproduktion durch den Versailler Vertrag nach Ende des Ersten Weltkriegs verlagerte Arthur Müller seine unternehmerische Tätigkeit auf das Baugewerbe, den Maschinenbau, sowie den Fahrzeug- und Waggonbau. Das Flugplatzgelände verkaufte er, die Hallen wurden für andere Produktionszweige, aber auch für Filmproduktionen genutzt.
Nach dem Tod Arthur Müllers 1935 wurde dessen Witwe Thekla (1873-1954) von den Nationalsozialisten gezwungen, das Familien-Firmenvermögen weit unter Wert zu verkaufen bzw. an eine staatlich eingesetzte Stelle zu übertragen. Erst dann konnte sie 1941 in die Vereinigten Staaten emigrieren.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und einer 5-jährigen Zwischennutzung durch die Sowjetische Militäradministration übernahm der VEB Kühlautomat den überwiegenden Teil des Werksgeländes. Weitere Teile wurden bis 1988 militärisch genutzt. Anstrengungen, den Betrieb als Kühlautomat Berlin GmbH nach der Wiedervereinigung fortzuführen, scheiterten und führten zur Schließung im Jahr 1996. Das Gelände wurde an die Gemeinschaft der Müller-Erben rückübertragen.
Städtebauliches Gutachterverfahren
Hintergrund
Das seit 1996 überwiegend brach liegende Areal zwischen Segelfliegerdamm und Groß-Berliner Damm, welches zuerst für den Flugzeugbau und später vom DDR-Betrieb „VEB Kühlautomat“ genutzt wurde, soll wieder zu einem lebendigen Wohn- und Arbeitsquartier entwickelt werden.
Dafür organisierten das Land Berlin und die Eigentümergemeinschaft im Jahr 2017 ein konkurrierendes Gutachterverfahren für eine qualitative städtebauliche Neugestaltung des Geländes, an dem acht Planungsbüros teilnahmen.
Die Büros sollten aufzeigen, wie die lange industriell geprägte Fläche zu einem attraktiven Quartier mit Wohn- und Gewerbenutzungen gewandelt werden kann. Es sollte eine städtebauliche Brücke zwischen den nördlich gelegenen Bestandsquartieren und dem Landschaftspark Johannisthal gebildet werden. Dabei waren noch zu erhaltende Baudenkmale in eine Gesamtkonzeption zu integrieren. Die Büros hatten außerdem die Vorgaben, Konzepte für qualitätvolle Freiraumgestaltung und -vernetzung sowie sparsame Erschließungskonzepte zu entwickeln. Auch sollten sie Lösungen für mögliche Konflikte aufzeigen, die durch ein Nebeneinander von Wohn-, Sport- und Gewerbenutzungen entstehen könnten.
Die Büros sollten aufzeigen, wie die lange industriell geprägte Fläche zu einem attraktiven Quartier mit Wohn- und Gewerbenutzungen gewandelt werden kann. Es sollte eine städtebauliche Brücke zwischen den nördlich gelegenen Bestandsquartieren und dem Landschaftspark Johannisthal gebildet werden. Dabei waren noch zu erhaltende Baudenkmale in eine Gesamtkonzeption zu integrieren. Die Büros hatten außerdem die Vorgaben, Konzepte für qualitätvolle Freiraumgestaltung und -vernetzung sowie sparsame Erschließungskonzepte zu entwickeln. Auch sollten sie Lösungen für mögliche Konflikte aufzeigen, die durch ein Nebeneinander von Wohn-, Sport- und Gewerbenutzungen entstehen könnten.
Ergebnis
Im Ergebnis des Gutachterverfahrens wurde das städtebauliche Konzept der Freien Planungsgruppe Berlin (FPB) als Siegerentwurf gekürt. Das Auswahlgremium bestand aus Vertretern der Eigentümer, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, des Bezirks sowie zwei unabhängigen Architekten.
Das prämierte städtebauliche Konzept überzeugte das Gremium durch:
- seine funktionale und gestalterische Trennung zwischen den Gewerbe- und den Wohnbauflächen mittels eines parkartig gestalteten Grünflächenbands („Grünfuge“),
- seine klar gegliederten baulichen Strukturen sowie
- die gelungene Einbindung der Baudenkmäler.
Der Entwurf fungierte als Grundlage für die Erarbeitung des Bebauungsplans 9-15a.
Das Bebauungsplanverfahren
Historie
Der Bebauungsplan 9-15a ging aus der Teilung des übergeordneten Bebauungsplans 9-15 hervor, dessen Wurzeln bereits in dem im Oktober 1994 aufgestellten Bebauungsplan XV-54 liegen. Lange Zeit war für die Flächen im Norden des Landschaftsparks eine gewerbliche Nutzung angestrebt, welche an die industrielle Geschichte dieses Ortes anknüpft. Während im Umfeld des Plangebiets schrittweise Bebauungspläne festgesetzt sowie die Baufelder beräumt und entwickelt werden konnten, lag das Plangebiet am Segelfliegerdamm viele weitere Jahre aufgrund ungeklärter Eigentumsverhältnisse und Planungsziele im Dornröschenschlaf. Erst 2016 gewannen die Planungen auch durch die Idee, einen Teil des Plangebiets als Wohnbaufläche zu entwickeln, wieder an Dynamik. Die Ziele des Plans wurden somit an die stark steigenden Wohnraumbedarfe der wachsenden Metropole Berlin angepasst. Nach einem langen und komplexen Verfahren wurde der Bebauungsplan am 15. März 2023 festgesetzt.
Planinhalte
Mit dem sich am Siegerentwurf des städtebaulichen Gutachterverfahrens orientierenden Bebauungsplan wird die Errichtung von rd. 1.800 Wohnungen planungsrechtlich in neun Teilflächen ermöglicht.
Mindestens 425 Wohnungen werden durch eine städtische Wohnungsbaugesellschaft errichtet, die Hälfte davon wird mit Mitteln der sozialen Wohnraumförderung gefördert werden. Der Bebauungsplan ermöglicht dabei die Errichtung von zweigeschossigen Gebäuden im südlichen Denkmalbereich bis zu sechsgeschossigen Gebäuden entlang der Grenze zu den Gewerbegebieten als Lärmschutzbebauung.
Der ebenfalls wachsenden Nachfrage nach Gewerbeflächen begegnet der Bebauungsplan mit der Festsetzung von rund 8 Hektar neuen Gewerbeflächen vor allem entlang des Groß-Berliner Damms.
Am Segelfliegerdamm ermöglicht der Bebauungsplan innerhalb des Denkmalbereichs die Errichtung einer Kindertagesstätte sowie weiterer sozialer Einrichtungen.
Zusätzlich beinhaltet der Bebauungsplan aber auch eine Vielzahl von Regelungen etwa zum Umgang mit Gewerbe-, Verkehrs- und Sportlärm, zu Baumpflanzungen und Begrünung von Flächen oder zum Umgang mit Regenwasser. So trifft der Plan Festzungen zur Pflanzung von 423 Bäumen, zur Anlage von circa 5.000 m² öffentlicher Grünflächen sowie Pflanzregelungen für Flächen in einer Gesamtgröße von rund 1,5 Hektar.
Im Zentrum des zukünftigen Wohnquartiers entsteht einer der zwei im Zusammenhang mit den Planungen stehenden Kinderspielplätze auf einer rd. 2.000 m² großen Grünfläche. Eine weitere, etwas größere Grünfläche entsteht am Segelfliegerdamm an der Schnittstelle zwischen den Gewerbe- und Wohngebieten. Ein weiterer Kinderspielplatz entsteht im Landschaftspark Johannisthal, ist aber nicht Bestandteil des Bebauungsplans.
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Umgang mit Baudenkmalen
Der Bebauungsplan steht grundsätzlich dem Erhalt der von den Berliner Denkmalschutzbehörden als zu erhalten eingestuften Denkmale (Schmiede- und Wohlfahrtsgebäude, Fabrikhalle 6, Verwaltungsgebäude, Pförtnerhäuschen und Mauereinfriedung am Segelfliegerdamm) nicht entgegen. Die Entscheidung zur Sicherung von Baudenkmalen betrifft jedoch nicht die Regelungsinhalte des Bebauungsplans, sondern liegt in der Zuständigkeit der Denkmalbehörden des Bezirks und des Landes Berlin (Untere und Oberste Denkmalschutzbehörde, Landesdenkmalamt).
Im Ergebnis der Abstimmungen mit den Denkmalbehörden bestand bereits 2015 Einvernehmen, dass im Geltungsbereich mit Ausnahme der oben genannten Bauten aufgrund des schlechten Zustands ein Erhalt nicht möglich ist. Allerdings ermöglicht der Bebauungsplan für zwei Gebäude (Fabrikhallen 4 und 7), deren Erhalt seitens der Denkmalbehörden nicht gefordert wurde, eine an der historischen Bebauung orientierte Neubebauung am jeweiligen Standort. In welchem Umfang die Fabrikhalle 4 erhalten werden kann, wird noch untersucht.
Ergebnisse der Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden
Von der Möglichkeit zur Beteiligung wurde seitens der Öffentlichkeit wie auch der Behörden umfassend Gebrauch gemacht.
Die Äußerungen im Rahmen der Beteiligung betrafen u.a. den Bedarf an Einkaufsmöglichkeiten, sozialen und medizinischen Einrichtungen, Schulen und bezahlbarem Wohnraum. Ebenfalls wurde vielfach eine mangelnde Berücksichtigung des Denkmalschutzes, eine scheinbar intransparente Planung sowie eine befürchtete zunehmende Belastung des Umfeldes etwa durch steigende Verkehre und Übernutzung bestehender Freiflächen beanstandet.
Die eingegangenen Stellungnahmen wurden gegeneinander und untereinander gerecht abgewogen, die Ergebnisse der Abwägung sind in die Planung eingeflossen. Da viele dieser Gesichtspunkte – etwa Aussagen zur Ansiedelung konkreter Nutzungen – nicht zu den Regelungsinhalten eines Bebauungsplans gehören, sondern in den Entscheidungsbereich der Eigentümer fallen, konnten diese auch nicht in der Planung berücksichtigt werden.
Anpassungen gab es hingegen beim Lärmschutz der geplanten Wohngebäude und bei Grünfestsetzungen.
Das neue Stadtquartier
Das Grundkonzept
Folgend dem Siegerentwurf der freien Planungsgruppe Berlin wird bis Anfang der 2030er Jahre am Segelfliegerdamm ein urbanes, jedoch gleichzeitig stark durchgrüntes neues Stadtquartier entstehen. Dieses gliedert sich in ein aus 5 Baufeldern bestehendes Gewerbegebiet im Osten und ein aus 9 Baufeldern bestehendes Wohngebiet im Westen des Geltungsbereichs. Geteilt werden beide Bereiche durch einen Grünzug, der – wenn auch auf privaten Flächen angelegt – öffentlich durchquer- und erlebbar ist.
Das neue Quartier bildet eine städtebauliche Verbindung zwischen den Bestandsquartieren nördlich des Segelfliegerdamms und dem Landschaftspark Johannisthal sowie dem Groß-Berliner Damm und den westlich angrenzenden Wohngebieten. Ermöglicht werden diese Verbindungen durch ein Netz von neuen Straßen, Fuß- und Radwegen. Mit diesem Quartier rückt Johannisthal spürbar an den nach ihm benannten Landschaftspark heran.
Nach derzeitigem Planungsstand wird das Wohngebiet im Osten aus überwiegend geschlossenen Wohnblöcken mit großen Grünhöfen bestehen, die sich in Richtung Landschaftspark zunehmend in eine Einzelbebauung auflösen. Die geschlossene Bauweise ist vor allem notwendig, um die zukünftige Bewohnerschaft vor störenden Lärmeinflüssen aus den umgebenden Gewerbegebieten, aber auch von Straßen und Sportanlagen zu schützen.
Geplant ist die Errichtung von Miet- und Eigentumswohnungen, einer Seniorenresidenz sowie sogenannten Mikroapartments, etwa für Studierende. Mit dieser sozialen Vielfalt soll das Entstehen eines belebten durchmischten Stadtquartiers befördert werden.
Zur Bauweise in den Gewerbegebieten trifft der Bebauungsplan deutlich weniger Reglungen. Es ist jedoch planerisches Ziel, dass entlang des Groß-Berliner Damms und des Segelfliegerdamms eine höhere, straßenbegleitende Bebauung und an der Kreuzung dieser beiden Hauptstraßen ein ortsbildprägender Hochpunkt entsteht. Da die Vermarktung der Gewerbeflächen überwiegend dem Land Berlin unterliegt, wird auch hier ein vergleichbarer Branchenmix angestrebt, welcher den Wissenschafts-, Technologie- und Medienstandort Berlin-Johannisthal/Adlershof auszeichnet.
Architektur
Die Architektur des neues Quartiers steht noch nicht final fest. Es sollen jedoch Bezüge zur Historie des Ortes, zu den nördlich angrenzenden Bestandsquartieren und zum südlich des Landschaftsparks gelegenen – für Fortschritt und Innovation stehenden – Entwicklungsbereich hergestellt werden.
Alle Gebäude werden nach ökologischen Standards errichtet, etwa mit Gründächern und Photovoltaikanlagen ausgestattet. Das auf den Grundstücken aber auch in den Straßenräumen anfallende Niederschlagswasser wird dezentral vor Ort versickert.
Nutzungen
Auf den ersten Blick setzt der Bebauungsplan nur Gewerbe- und Wohngebiete sowie eine Fläche für soziale Infrastrukturen fest und macht keine Angaben über Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants oder weitere Nutzungen, die in einem Wohnumfeld benötigt werden.
In einem „Allgemeinen Wohngebiet“ (im Bebauungsplan festgesetzte Baugebietstypologie) sind jedoch der Versorgung des Gebiets dienende Läden, gastronomische Einrichtungen sowie nicht störende Gewerbebetriebe wie auch Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke durchaus zulässig.
Die Entscheidung einer Ansiedlung unterliegt jedoch dem Bauherren. So plant dieser im zukünftigen Quartier am Segelfliegerdamm nach derzeitigem Stand die Errichtung eines Lebensmittelmarktes, einer Markthalle, diverser gastronomischer Angebote sowie weiterer kleinerer Läden im Bereich der Halle 4 und des zentralen Spielplatzes. Da es erklärtes Ziel ist, bestehende Einzelhandelseinrichtungen (etwa am Sterndamm) nicht zu gefährden, wird der genaue Umfang der geplanten Läden noch abgestimmt. Angedacht sind ebenfalls ein Fitnessstudio, die Ansiedlung mehrerer Arztpraxen im ehemaligen Verwaltungsgebäude am Segelfliegerdamm, aber auch die Schaffung von Co-Working-Arbeitsplätzen.
Verkehr
Neue Stadtquartiere erzeugen immer auch neue Verkehre. Dies trifft auch auf das geplante Wohnquartier am Segelfliegerdamm mit seinen rund 1.800 Wohnungen zu. Das gut an den öffentlichen Nahverkehr angebundene Gebiet wurde als ein gemischtes Stadtquartier der kurzen Wege angelegt. Der Besitz eines privaten PKWs ist also für die zukünftige Bewohnerschaft nicht zwingend. Dennoch wurde gutachterlich nachgewiesen, dass die zusätzlichen Verkehre von den bestehenden Straßen aufgenommen werden können.
Unabhängig davon sieht der Bebauungsplan einen Ausbau der Kreuzung Segelfliegerdamm/Groß-Berliner Damm vor. Dieser Ausbau wird aufgrund der geplanten Verlagerung von Verkehren vom Sterndamm notwendig. Auch wenn im öffentlichen Straßenraum – auch den Zielen des Landes Berlin folgend – nur noch wenige öffentliche Stellplätze angelegt werden, sind in annähernd allen Wohnblöcken Tiefgaragen geplant. Zusätzlich soll auf einer an das Wohngebiet angrenzenden Gewerbefläche eine Quartiersgarage entstehen. Damit soll vermieden werden, dass sich der Parkdruck in den Bestandsquartieren erhöht.
Soziale Infrastruktur und Spielplätze
Mit der Schaffung von rund 1.800 neuen Wohnungen wächst auch der Bedarf an zusätzlichen sozialen Folgeeinrichtungen. Hierauf reagierend soll im Plangebiet im Bereich einer denkmalgeschützten ehemaligen Fabrikhalle eine Kindertagesstätte für etwa 130 Kinder entstehen. Weitere Betreuungsplätze sind in dem von einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft beplanten Baugebiet nahe dem Sportplatz am Segelfliegerdamm vorgesehen. Zudem ist die Schaffung weiterer sozialer Einrichtungen, etwa eines Kiezzentrums ebenfalls in einem denkmalgeschützten Gebäudeensemble beabsichtigt.
Der durch die Planung generierte zusätzliche Bedarf an Grundschulplätzen soll durch einen Schulneubau auf einer an den Geltungsbereich angrenzenden Fläche an der Gerhard-Sedlmayr-Straße im Rahmen eines separaten Verfahrens gewährleistet werden.
Insgesamt werden im Zusammenhang mit dem neuen Quartier zwei neue größere öffentliche Spielplätze errichtet. Einer entsteht innerhalb des Wohnquartiers an der abknickenden Wohnstraße, ein weiterer im benachbarten Landschaftspark, in einer der sogenannten Kammern. In den Innenhöfen der Wohnblöcke werden weitere private Kleinkinderspielplätze errichtet.
Insgesamt werden im Zusammenhang mit dem neuen Quartier zwei neue große Spielplätze errichtet. Einer entsteht auf dem zentralen Quartiersplatz, ein weiterer auf einer angrenzenden Fläche – einer sogenannten Kammer – im Landschaftspark. Die Planungen zur Gestaltung und Ausstattung der Spielplätze laufen derzeit. Natürlich werden in jedem Wohnblock weitere geschützte sogenannte Kleinkinderspielplätze errichtet.
Zeitplanung
Sehr gut sichtbar haben die Abbrucharbeiten bereits begonnen. Bevor sich allerdings die ersten Baukräne drehen, gilt es zunächst erst einmal das Erdreich zu sanieren. Mehr als 100 Jahre industrielle Nutzung haben ihre Spuren im Boden hinterlassen. Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Erschließungsstraßen wie auch die ersten Gebäude Ende 2028 stehen könnten. Alle weiteren Baufelder werden dann schrittweise bis 2032 realisiert.
Der Spielplatz im Landschaftspark wie auch eine Kindertagesstätte im Denkmalbereich sollen 2028, der Spielplatz innerhalb des Wohnquartiers 2032 eröffnen.
Eingriff und Ausgleich
Auch wenn das Plangebiet seit 1996 kaum noch genutzt wurde, war es nicht frei von Leben. Ganz im Gegenteil: Auf der Fläche haben viele – darunter auch geschützte – Tier- und Pflanzenarten Einzug gehalten. Auch für diese galt es ein neues Quartier zu finden.
So wurden – gut sichtbar – im Westen des Landschaftsparks Johannisthal neue Habitate für die streng geschützte Zauneidechse entwickelt. Einige Tiere sind bereits 2022 umgesiedelt worden, weitere folgen im Jahr 2023. Ebenfalls hier entstanden ist ein neues Habitat für den Bluthänfling, eine Vogelart aus der Familie der Finken. Auch werden den aufmerksamen spazierenden Personen eine Vielzahl an Vogel und Fledermauskästen nicht entgangen sein, die im und um dem Landschaftspark als Ersatz für Baumhöhlen angebracht wurden. Für den Fitis, ebenfalls eine Vogelart, werden in der Wuhlheide neue Lebensstätten hergerichtet, da diese Art aus der Gattung der Laubsänger gerne auf Waldlichtungen brütet.
Leider ist mit der Reaktivierung der Fläche auch der Verlust vieler Laubbäume verbunden. Die Fällung ist notwendig, da der darunter liegende Boden stark sanierungsbedürftig ist und der Baugrund zur Ermöglichung einer Regenwasserversickerung um bis zu einem Meter angehoben werden muss. Über 420 Bäume werden jedoch im Plangebiet neu gepflanzt. In Teilen außerhalb - konkret am Britzer Verbindungskanal - werden Flächen für geschützten Trockenrasen hergerichtet, welcher ebenfalls aus oben genannten Gründen vor Ort nicht erhalten werden kann.
Kontakt
Als Teil eines der neuen Berliner Stadtquartiere wird das Projekt federführend durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Referat II W (Wohnungsbauprojekte – äußere Stadt) betreut.
Zuständige Ansprechpartnerinnen sind
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Wohnungsbauprojekte – äußere Stadt II W 2
Sybil Flemes
+49 30 90139-4210
Sabrina Böttcher
Gruppenleiterin
+49 30 90139-4207
Im Auftrag des Landes Berlin verantwortlich für die Projektumsetzung ist der städtebauliche Entwicklungsträger WISTA.Plan.
Zuständige Ansprechpartner sind
WISTA.Plan GmbH
Dominik Rudorf
+49 152 32100768
Peer Dahlhorst
+49 162 5673189